History of the Peloponnesian War
Thucydides
Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Braun, Theodor, translator. Leipzig: Insel-Verlag, 1917.
„Wer das nicht glauben will, wird durch Schaden klug werden. Als ihr uns das erste Mal zu Hilfe rieft, machtet ihr uns grade damit bange, wie gefährlich es auch für uns sein würde, wenn wir euch unter die Herrschaft der Syrakuser kommen ließen. Es wäre unrecht, euren eigenen Worten, womit ihr uns damals bereden wolltet, nicht mehr zu trauen und Verdacht gegen uns zu hegen, weil wir hier jetzt den Syrakusern gegenüber mit unverhältnismäßig großer Macht auftreten. Vor ihnen habt ihr euch ja weit mehr zu hüten. Wir sind ohne euch nicht imstande, uns hier zu halten, und wenn wir wirklich schlecht genug wären, euch unterdrücken zu wollen, so würden wir uns bei der weiten Fahrt über See und der Schwierigkeit, so große, mit allen Mitteln für den Landkrieg versehene Städte zu besetzen, hier doch auf die Dauer nicht behaupten können. Sie aber sitzen euch auf dem Nacken, nicht mit einem Feldlager, sondern mit einer Stadt, die weit größer ist als die Streitkräfte, mit denen wir hier austreten. Sie führen immer Böses gegen euch im Schilde und lassen sich keine Gelegenheit entgehen, euch Abbruch zu tun, wie sie das ja auch anderswo schon, namentlich den Leontinern gegen über, bewiesen haben. Und jetzt wagen sie es gar, euch gegen uns, die wir ihnen dabei im Wege sind und Sizilien bisher vor ihren Übergriffen bewahrt haben, zu Hilfe zu rufen, als ob ihr mit Blindheit geschlagen wärt. Wir dagegen rufen euch grade zu eurem wahren Besten um Hilfe an und bitten euch, die Vorteile, die wir uns gegenseitig gewähren, nicht von der Hand zu weisen. Bedenkt, daß ihnen bei ihrer Über zahl auch ohne Bundesgenossen der Weg zu euch jederzeit offen steht, ihr aber nicht immer Gelegenheit haben werdet, euch ihrer mit so mächtigen Bundesgenossen zu erwehren. Laßt ihr diese jetzt aus Mißtrauen unverrichteter Sache oder gar nach einer Niederlage wieder abziehen, so werdet ihr später noch wünschen, daß es euch vergönnt wäre, auch nur einen kleinen Teil davon an eurer Seite zu sehen, wenn euch von drüben keine Hilfe mehr kommt.
„Laßt euch also durch ihre Lügen und Verleumdungen
So redete Euphemos. Die Kamariner aber waren in einer eigenen Lage. Sie waren den Athenern geneigt, nur daß sie befürchteten, sie wollten sich Sizilien unterwerfen, mit den Syrakusern dagegen als Grenznachbarn beständig im Streit. Außerdem befürchteten sie, die Syrakuser hier in ihrer Nähe könnten wohl auch ohne sie die Oberhand behalten; deshalb
Die Syrakuser rüsteten jetzt, was sie konnten, zum Kriege. Die Athener aber im Lager bei Naxos verhandelten mit den Sikelern, um sie möglichst alle auf ihre Seite zu ziehen. Bei den Sikelern in der Ebene, welche unter syrakusischer Herr schaft standen, gelang ihnen das allerdings nur ausnahmsweise. Die Bewohner des Binnenlandes aber, welche auch früher schon immer unabhängig gewesen waren, schlossen sich fast alle sogleich den Athenern an und versahen das Heer nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch hin und wieder mit Geld. Diejenigen, welche sich ihnen nicht freiwillig anschlössen, wurden von den Athenern zum Teil mit Waffengewalt dazu ge zwungen, während ihnen das bei anderen nicht gelang, weil sie daran auch durch die Syrakuser, die ihnen Truppen zu Hilfe schickten, verhindert wurden. Für den Winter gingen sie mit der Flotte von Naxos nach Katana, stellten ihr von den Syrakusern verbranntes Lager wieder her und überwinterten dort. Nach Karthago schickten sie eine Triere, um dort ein Bündnis anzuregen und zu sehen, ob man dort vielleicht etwas für sie tun werde. Sie schickten auch nach Tyrsenien, wo sich einige Städte sogar von selbst erboten hatten, sich am Kriege zu beteiligen. Ringsherum an die Sikeler und nach Egesta sandten sie Befehl, ihnen so viel Pferde wie möglich zu schicken. Auch versahen sie sich mit Ziegeln, Eisen und allem, waS sie weiter zur Einschließung der Stadt bedurften, um gleich mit Beginn deS Frühjahrs die Feindseligkeiten wieder zu er öffnen. [*]( n )
Die nach Korinth und Lakedämon bestimmten Gesandten der Syrakuser suchten bei der Gelegenheit auch die Griechenstädte in Italien, die sie auf ihrer Fahrt berührten, zu überreden, sich vor der auch ihnen von den Athenern drohenden Gefahr nicht zu verschließen. Als sie in Korinth angekommen waren, trugen sie dort ihr Anliegen vor, daß man ihnen als Stammes genossen zu Hilfe kommen möge. Auch beschlossen die Korinther nicht allein zuerst gleich selbst, sie kräftig zu unterstützen, sondern schickten auch Gesandte mit ihnen nach Lakedämon, um sich auch dort mit dafür einzulegen, daß man nicht nur hier mit dem Kriege gegen die Athener Ernst machen, sondern auch eine ansehnliche Kriegsmacht nach Sizilien schicken müsse. Gleichzeitig mit den Gesandten aus Korinth war auch Alki biades mit seinen Leidensgefährten in Lakedämon eingetroffen. Er war gleich damals aus Thurien auf einem Frachtschiffe zunächst nach Kyllene in Elis hinübergefahren und dann später infolge einer von den Lakedämoniern selbst an ihn ergangenen Einladung unter freiem Geleit nach Lakedämon gekommen. Denn sonst hätte er ihnen nicht getraut, weil er ihnen in den mantine'ishcen Händeln den Streich gespielt hatte. Und nun traf es sich, daß Alkibiades in der Versammlung der Lake dämonier ihnen dasselbe riet, wozu die Korinther und die Syrakuser sie zu bewegen suchten. Als hierauf die Ephoren und die übrigen Beamten zwar Gesandte nach Syrakus schicken wollten, um die Übergabe der Stadt an die Athener abzu wenden, aber keine Neigung zeigten, den Syrakusern auch zu Hilfe zu kommen, trat Alkibiades auf und suchte die Lake dämonier durch folgende Rede scharfzumachen und in Tritt zu bringen.
„Zunächst sehe ich mich genötigt, über d'ie Vorwürfe, die man mir macht, ein Wort zu sagen, damit ihr meine Rede in dieser gemeinsamen Angelegenheit nicht aus Mißtrauen gegen mich ungünstig aufnehmt. Nachdem meine Voreltern aus irgendeinem Grunde die alte Staatsgastfreundschaft mit euch aufgegeben hatten, habe ich sie aus freien Stücken von neuem übernommen und euch wiederholt, namentlich auch nach dem
„So viel über die Vorwürfe, die man mir macht. Ich wende mich nunmehr zu der Angelegenheit, über die ihr zu
„Damit habt ihr nun von jemand, der genau Bescheid weiß, gehört, worauf es bei dem jetzt unternommenen Zuge unserseits abgesehen war, und die jetzt noch in Sizilien befind lichen Feldherren werden, soweit sie können, dasselbe Ziel ver folgen. Nun aber will ich euch auch sagen, daß Sizilien verloren ist, wenn ihr ihm nicht zu Hilfe kommt. Denn die dortigen Griechen verstehen sich nicht genug auf den Krieg; immerhin würden sie sich auch jetzt vielleicht noch behaupten können, wenn sie alle zusammenhielten. Allein aber werden die Syrakuser, die bereits mit ihrem ganzen Heere geschlagen und nun auch durch die Flotte von der See abgeschnitten sind, nicht imstande sein, der Macht, womit die Athener dort auf treten, zu widerstehen. Und wenn diese Stadt genommen ist,
„An euch also ist es jetzt, Lakedämonier, daß zu dem Ende etwas geschieht, und zwar unverzüglich und mit bestem Mut; ich wenigstens habe die volle Zuversicht, daß es möglich ist, und glaube mich darin nicht zu irren. Auch hoffe ich, daß hier niemand schlechter von mir denkt, weit ich mich, während ich früher für einen guten Athener galt, jetzt so eifrig gegen meine eigene Vaterstadt ins Zeug lege und mit deren ärgsten Feinden gemeinshcaftliche Sache mache, oder etwa meint, daß ich nur als verbissener Emigrant solche Reden führe. - Ich habe der Heimat den Rücken gekehrt, weit ich der Bosheit meiner Feinde weichen mußte, nicht um euch durch meinen Rat Freundesdienste zu leisten. Als meine wahren Feinde betrachte ich auch nicht euch, wenn wir uns auch gelegentlich als Feinde gegenübergestanden haben, sondern die Leute, die ihre Freunde zwingen, zu Feinden zu werden. Solange man mich in Frieden ließ, war ich ein Freund meines Vaterlandes, aber wenn man mich dort mit Füßen tritt, hat meine Vaterlands liebe ein Ende. Meiner Meinung nach kämpfe ich auch nicht einmal gegen mein Vaterland; denn ich habe keins, glaube vielmehr grade deshalb in den Kampf zu gehen, um eins wieder zu gewinnen. Nicht der ist der wahre Freund seines Vaterlandes, wer sich ruhig gefallen läßt, daß man eS ihm widerrechtlich nimmt, sondern wer aus Sehnsucht nach ihm auf jede Weise versucht, es wiederzubekommen. Unter diesen Umständen kann ich euch also nur anheimgeben, Lake dämonier, euch bei allen gefahrvollen und beschwerlichen Unter nehmungen meiner zu bedienen; ist es doch auch bekanntlich in aller Munde, so viel Schaden ich euch als Feind getan, so nützlich würde ich euch als Freund werden können, da ich die Verhältnisse in Athen genau kenne, bei euch aber nur auf Vermutungen angewiesen war. Bedenkt, daß ihr hier jetzt denn doch über eine Angelegenheit von höchster Bedeutung be schließt, und besinnt euch nicht lange, den Feldzug sowohl nach Sizilien wie nach Attika zu unternehmen, damit ihr durch die
So Alkibiades. Die Lakedämonier, welche selbst schon länger einen Zug nach Attika im Sinne gehabt, ihn aber bisher noch nicht beschlossen, sondern immer noch hinaus- geschoben hatten, wurden jetzt, nachdem er, der ihrer Meinung nach am besten Bescheid wußte, ihnen das alles auseinander gesetzt hatte, in ihrer Absicht vollends bestärkt. Sie entschlossen sich also nunmehr, Dekeleia zu befestigen, und ließen sofort ein kleines Geschwader zur Unterstützung der Syrakuser nach Sizilien abgehen. GylippoS, KleandridaS' Sohn, aber gaben sie ihnen als Feldherrn und befahlen ihm, sich mit ihnen und den Korinthern zu benehmen und alles zu tun, wodurch die Sache der dortigen Griechen den Umständen nach am schnellsten und wirksamsten gefördert werden könne, und dieser forderte nun die Korinther auf, ihm sogleich zwei Schiffe nach Asine zu schicken, auch die übrigen, die sie noch weiter stellen wollten, bereit zu halten, um rechtzeitig in See gehen zu können. Nachdem sie das glücklich zuwege gebracht hatten, reisten die Gesandten der Syrakuser aus Lakedämon wieder ab.
Unterdessen kam auch die athenische Triere, welche die Feld herren abgesandt hatten, um sich Geld und Reiter auszubitten, aus Sizilien an, worauf die Athener beschlossen, ihnen die Reiter und den Sold für die Truppen zu schicken. Damit endete der Winter und das siebzehnte Jahr des Krieges, den Thukydides beschrieben hat.
Gleich im Beginn des nächsten Sommerhalbjahrs brachen die Athener in Sizilien von Katana auf und fuhren mit der Flotte nach Megara in Sizilien, dessen Gebiet die Syrakuser selbst in Besitz genommen, nachdem sie, wie schon erwähnt, unter dem Tyrannen Gelon die Einwohner von dort vertrieben hatten. Hier landeten sie und verwüsteten die Felder, machten
In diesem Frühjahr unternahmen die Lakedämonier einen Zug nach Argos, kamen auch bis Kleonai; da jedoch ein Erd beben eintrat, kehrten sie wieder um. Darauf fielen auch die Argeier in das an ihr Land grenzende Thyreatische ein und nahmen den Lakedämoniern eine Menge Beute weg, die ihnen beim Verkauf mindestens fünfundzwanzig Talente ein trug. Nicht lange nahcher in demselben Sommer versuchten die Demokraten in Thespiai einen Aufstand gegen die dortige Regierung, konnten sich aber nicht behaupten, und als dann auch die Thebaner einrückten, wurden sie zum Teil ins Ge fängnis geworfen, während andere nach Athen flüchten mußten.
Als die Syrakuser in diesem Sommer erfuhren, daß die Athener die Reiter erhalten hätten und sich nunmehr zum Angriff auf sie anschickten, meinten sie, wenn man die Athener verhinderte, sich der unmittelbar über der Stadt belegenen Höhe Epipolai zu bemächtigen, so würde die Stadt auch im Fall einer Niederlage nicht so leicht durch eine Mauer einzu?
In der Nacht vor dem Tage, an dem diese Musterung stattfand, trafen die Athener, ohne daß die Syrakuser es merkten, mit der ganzen Flotte von Katana bei dem sechs bis sieben Stadien von Epipolai entfernten Leon ein, schifften ihr Landheer aus und gingen mit der Flotte bei Thapsos vor Anker. Es ist dies eine in die See vorspringende, durch eine schmale Landenge mit der Insel zusammenhängende Halbinsel, die von der Stadt Syrakus weder über See noch auf dem Landwege weit entfernt ist. Während das Schiffsheer der Athener in Thapsos blieb und die Landenge durch ein Pfahl werk absperrte, setzte sich ihr Landheer sogleich im Lauftritt gegen Epipolai in Marsch und langte auch beim EuryeloS oben an, bevor die Syrakuser es bemerkten und von der Weide, wo sie musterten, herankommen konnten. Dann aber eilten nicht nur DiomiloS und seine Sechshundert, sondern auch alle übrigen, waS sie lausen konnten, herbei, um die dort drohende Gefahr abzuwenden, hatten jedoch volle fünfundzwanzig Stadien von der Weide zurückzulegen, bis sie an den Feind kamen. So gingen die Syrakuser ohne rechte Ordnung ins Gefecht, wurden bei Epipolai geschlagen und mußten sich in die Stadt zurückziehen. DiomiloS aber und mit ihm gegen dreihundert
Nicht lange nachher trafen aus Egesta dreihundert und etwa hundert von Sikelern, Naxiern und anderen Orten ge stellte Reiter bei ihnen ein; die Athener selbst hatten zwei hundertfunfzig, für die sie Pferde teils von Egesta und Ka tana erhalten, teils angekauft, im ganzen also jetzt sechs hundert Reiter zur Stelle. Nun rückten sie, während sie in Labdalon eine Besatzung ließen, gegen Syke vor, wo sie sich festsetzten und sogleich damit begannen, eine Mauer rings um die Stadt zu erbauen, und die Syrakuser sahen mit Schrecken, wie schnell der Bau fortschritt. Um das zu ver hindern, entschlossen sie sich zu einem Ausfall, um den Athenern eine Schlacht zu liefern. Aber schon bald, nachdem sie an einander geraten, sahen die Feldherren der Syrakuser, daß ihre Reihen durchbrochen und nicht leicht wieder zu schließen waren, und führten deshalb ihr Heer bis auf eine Anzahl Reiter wieder in die Stadt zurück. Die blieben draußen und suchten die Athener daran zu hindern, Steine zusammenzu tragen und sich dazu einzeln weiter vom Heere zu entfernen. Nun aber warf sich eine einzelne Abteilung des schweren Fußvolks der Athener und ihre ganze Reiterei auf die syra kusischen Reiter, schlug sie in die Flucht und machte eine Anzahl nieder. Auch wegen dieses Reitergefechts errichteten die Athener ein Siegeszeichen.
Am folgenden Tage arbeiteten die Athener zum Teil an der nördlichen Hälfte ihrer Mauer, während andere beständig Steine und Hölzer zusammentrugen und beim Trogiloshafen aufschichteten, wo sie mit ihrer Mauer auf kürzestem Wege
Als die Syrakuser glaubten, daß ihre Quermauer hin länglich stand- und bandfest sei, und die Athener, welche selbst eifrig an ihrer Mauer arbeiteten und auS Furcht, in einer Schlacht mit geteilten Kräften keinen leichten Stand zu haben, ihnen dort keine Hindernisse in den Weg legten, zogen sie wieder in die Stadt und ließen nur eine einzelne Abteilung zum Schutz ihrer Mauer draußen zurück. Die Athener aber zerstörten die Röhren, durch welche Trinkwasser unter der Erde in die Stadt geleitet wurde, und warteten die Zeit ab, wo die Syrakuser um Mittag entweder in ihren Zelten lagen oder in die Stadt gegangen waren und die Wachen an den Palisaden nicht ordentlich aufpaßten. Dann aber ließen sie dreihundert ihrer eigenen besten Leute und eine Anzahl vorher mit schwerer Rüstung versehener leichter Kerntruppen vortreten und plötzlich im Sturmschritt gegen die Quermauer vorgehen.
Am folgenden Tage arbeiteten die Athener an der süd lichen Hälfte ihrer Mauer auf dem steilen AbHange oberhalb des sich auf dieser Seite von Epipolai nach dem großen Hafen erstreckenden Sumpfes, wo sie die Mauer auf kürzestem Wege durch die Ebene und den Sumpf bis an den Hafen ziehen konnten. Unterdessen kamen auch die Syrakuser heraus und bauten von der Stadt her abermals ein Pfahlwerk mitten durch den Sumpf, tieften daneben auch einen Graben aus, um es den Athenern unmöglich zu machen, ihre Mauer bis an die See zu führen. Die aber schickten sich, als sie mit der Arbeit auf dem AbHange fertig waren, gleich wieder zum Angriff auf das Pfahlwerk und den Graben an. Nachdem sie an die Flotte den Befehl gesandt, von Thapsos nach dem großen Hafen der Syrakuser herumzufahren, kamen sie selbst beim ersten Tagesgrauen von Epipolai herab in die Ebene und über den Sumpf, den sie mit Hilfe von Türen und breiten Bohlen überschritten, die sie auf lehmige und festere Stellen legten, und bemächtigten sich noch vor Sonnenaufgang des Pfahlwerks und des Grabens bis auf ein kleines Stück, das ihnen später auch noch in die Hände fiel. Dabei kam es zur Schlacht, in der die Athener siegten. Die Syrakuser vom rechten Flügel flohen nach der Stadt, vom linken am Flusse entlang, und um diesen den Übergang über den Fluß abzu
Indessen faßten auch die Syrakuser, welche anfangs nach der Stadt geflohen waren, neuen Mut, als sie sahen, was da vorging, und rückten nicht nur von der Stadt her gegen die auf sie eindringenden Athener wieder vor, sondern entsandten auch einen Teil ihrer Mannschaft gegen die Ring mauer auf Epipolai in der Hoffnung, sie unbesetzt zu finden nnd nehmen zu können. Auch gelang es ihnen, das davor befindliche Außenwerk von zehn Plethren zu nehmen und zu zerstören, die Ringmauer selbst aber wurde von Nikias be hauptet, der zufällig krankheitshalber dort zurückgeblieben war. Er ließ nämlich das draußen an der Mauer gelagerte Holz und Sturmzeug durch seine Leute in Brand stecken, da er einsah, daß sie bei dem Mangel an Mannschaft auf andere Weise nicht zu behaupten sein würde. Und damit erreichte er seinen Zweck. Die Syrakuser wagten sich nämlich des Feuers wegen nicht weiter vor, sondern zogen sich wieder zurück; denn eben jetzt kam auch von unten die von den dort siegreich vordringenden Athenern ihrer Mauer zu Hilfe ge sandte Mannschaft oben an, und gleichzeitig tief ihre Flotte
Hierauf errichteten die Athener ein Siegeszeichen, gaben den Syrakusern ihre Toten unter Waffenstillstand heraus und erhielten ihrerseits die Leichen deS Lamachos und seiner mit ihm gefallenen Begleiter zurück. Und nun, wo ihre ganze Macht, Flotte und Landheer, zur Stelle war, schlossen sie Syrakus von Epipolai und dem AbHange her bis an die See mit einer doppelten Mauer ein. Lebensmittel für das Heer wurden ihnen aus Italien von allen Seiten zugeführt. Auch schlossen sich jetzt noch viele Sikeler ihrem Heere an, die bis dahin damit noch gewartet hatten, und aus Tyrsenien kamen ihnen drei Funfzigruderer zu Hilfe. Überhaupt ging ihnen alles nach Wunsche. Die Syrakuser aber glaubten nicht mehr an einen glücklichen Ausgang des Krieges, da ihnen auch vom Peloponnes keine Hilfe gekommen war, auch wurden bei ihnen bereits Stimmen für den Frieden laut und Verhandlungen darüber mit Nikias angeknüpft, der seit LamachoS' Tode den Oberbefehl allein führte. Zum Abschluß kam die Sache freilich nicht, doch wurde sie, wie das in einer so bedrängten und immer härter belagerten Bevölkerung begreiflich ist, sowohl mit ihm und mehr noch in der Stadt ernstlich erwogen. Denn hier traute man jetzt in der Not selbst einander nicht mehr, und die Feldherren, unter denen es dahin gekommen, und deren Ungeschick oder Verrat vermeintlich daran schuld war, wurden abgesetzt und andere, Herakleides, Eukles und Tellias, statt ihrer dazu gewählt.
Unterdessen waren der Lakedämonier Gylippos und die Schiffe von Korinth bereits bei Leukas angekommen in der Absicht, Sizilien schleunig Hilfe zu leisten. Als aber Unglücks posten an sie gelangten und immer wieder die falsche Nach richt brachten, daß Syrakus schon gänzlich eingeschlossen wäre,
Um dieselbe Zeit in diesem Sommer fielen die Lake dämonier mit ihren Bundesgenossen ins Argeiische ein und verwüsteten einen großen Teil des Landes. Die Athener aber schickten den Argeiern dreißig Schiffe zu Hilfe und brachen dadurch nun offen mit dem lakedämonischen Bündnis. Aller dings hatten sie sich auch bisher schon durch Streifzüge von Pylos und Landungen im Peloponnes, wenn auch nicht in Lakonien, am Kriege der Argeier und Mantineer beteiligt, aber allen Bitten der Argeier gegenüber, auch einmal in La konien selbst Truppen zu landen, ihnen dort ein bißchen plündern zu helfen und dann wieder abzuziehen, immer noch ablehnend verhalten. Jetzt aber landeten sie unter Ppthodoros, Laispodios und Demaratos bei Epidauros-Limera, Prasiai und anderen Orten, verwüsteten das Land und gaben damit