History of the Peloponnesian War
Thucydides
Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Braun, Theodor, translator. Leipzig: Insel-Verlag, 1917.
Die drei vorausgeschickten athenischen Schiffe kamen von Egesta nach Rhegion mit der Nachricht zurück, daß dort von den verheißenen Schätzen, bis auf dreißig Talente, die sich vor gefunden, nichts vorhanden sei. Den Feldherren war es von vornherein verdrießlich, daß ihnen das gleich anfangs in die Quere kam, auch daß die Rhegier nicht mit ihnen gehen wollten, die sie zuerst auf ihre Seite zu ziehen gesucht, und auf die sie um so sicherer gerechnet, da sie Stammverwandte der Leontiner waren und mit den Athenern immer auf gutem Fuß gestanden hatten. Nikias freilich hatte von den Egestern nichts anderes erwartet, die beiden anderen aber wollten es kaum glauben. Die Egester hatten sich damals, als die ersten Ge sandten von Athen zu ihnen kamen, um sich nach ihren Schätzen umzusehen, einer List bedient. Sie hatten sie nämlich in den Tempel der Aphrodite auf dem Eryx geführt und ihnen die Weihgeschenke gezeigt, Schalen, Kellen, Rauchfässer und allerlei andere Geräte, die von Silber und geringem Wert waren, aber einen übertriebenen Eindruck von ihren Reichtümern auf sie machten. Sie hatten auch die Schiffsmannschaft in ihren Häusern zu Tisch geladen und dabei goldene und silberne Becher, die sie aus der ganzen Stadt und anderen griechischen und phönizischen Städten zusammengeliehen, aufgesetzt, wie
Nikias war dafür, mit der ganzen Flotte nach Selinus zu fahren, gegen das sie ja zunächst ausgesandt seien. Wenn die Egester die Kosten für daS Ganze bestreiten wollten, so könnte man sich danach einrichten; anderenfalls müsse man verlangen, daß sie die Verpflegung für die von ihnen erbetenen sechzig Schiffe übernähmen, und so lange vor Selinus bleiben, bis es sich entweder aus freien Stücken zum Frieden mit Egesta verstehen oder dazu gezwungen sehen würde; ebenso solle man auch die anderen Städte anlaufen, um ihnen die Macht der Athener zu zeigen und deren Eifer für ihre Freunde und Bundesgenossen zu beweisen, dann aber wieder nach Hause fahren, es sei denn, daß sich alsbald unverhofft Gelegenheit böte, etwas für Leontinoi zu tun oder eine der anderen Städte auf seine Seite zu ziehen; die eigene Stadt aber dürfe man nicht in Gefahr und Kosten stürzen.
Alkibiades dagegen sagte, nachdem man mit einer so mächtigen Flotte ausgefahren sei, dürfe man nicht schimpflich wieder abziehen, ohne etwas ausgerichtet zu haben. Vielmehr solle man alle Städte bis auf Syrakus und Selinus durch Herolde beschicken, auch die Sikeler zum Abfall von Syrakus zu bewegen, die unabhängigen auf seine Seite zu bringen suchen, um Lebensmittel und Soldaten von ihnen zu erhalten. Zunächst aber müsse man das unmittelbar an der Meerenge für eine Landung in Sizilien so günstig gelegene, auch als Hafenplatz und Stützpunkt für weitere Unternehmungen äußerst
Lamachos aber meinte, man müsse sich ohne weiteres gegen Syrakus wenden und baldmöglichst in der Nähe der Stadt eine Schlacht liefern, solange man dort darauf nicht vorbereitet und noch nicht wieder zur Besinnung gekommen sei. Im ersten Augenblick sei ein Heer immer am furchtbarsten. Warte man zu lange, ehe man sich blicken lasse, so fasse der Gegner wieder Mut, und auch der Anblick sei ihm nicht mehr so furchtbar. Wenn man also die Syraknser jetzt, solange sie noch in banger Erwartung seien, unversehens angreife, so habe man die meiste Aussicht, sie zu besiegen und sie sowohl durch den Anblick, der Masse, mit der man auftrete, als auch durch die Furcht vor dem, was ihnen bevorstehe, besonders vor der ihnen unmittelbar drohenden Schlacht, völlig aus der Fassung zu bringen. Wahrscheinlich seien viele von ihnen noch draußen auf dem Felde geblieben, weil sie nicht an die An kunft der Athener geglaubt; aber auch wenn sie ihre Habe in die Stadt geschafft, werde das Heer keinen Mangel leiden, wenn es sich nach dem Siege vor die Stadt lege. Um so eher würden dann auch die übrigen Griechen in Sizilien sich nicht ihnen, sondern den Athenern anschließen und nicht erst ab warten, wer von beiden die Oberhand behielte. Für den Fall eines Rückzugs müsse man das zurzeit unbesetzte Megara zum Standort für die Flotte machen, wohin es von Syrakus zu Wasser und zu Lande nicht weit sei.
Nachdem Lamachos sich in diesem Sinne geäußert, schloß er sich dann doch der Meinung des Alkibiades an. Alkibiades aber fuhr nun gleich mit seinem Schiffe nach Messene hinüber und verhandelte dort über ein Bündnis; als man darauf jedoch nicht einging, sondern erklärte, draußen wolle man den Athenern wohl einen Markt eröffnen, in die Stadt einlassen
Unterdessen wurde in Katana eine Volksversammlung ge halten und beschlossen, das Heer nicht einzulassen, jedoch den Feldherren zu gestatten, in die Stadt zu kommen und ihr An liegen vorzubringen. Während nun Alkibiades dort redete und die Einwohner durch die Volksversammlung in Anspruch genommen waren, erbrachen die Soldaten ein schlecht einge bautes Mauerpförtchen, drangen in die Stadt und erschienen auf dem Markte. Als die nicht sehr zahlreichen Anhänger der Syrakuser in Katana das eingedrungene fremde Kriegs volk erblickten, gerieten sie so in Schrecken, daß sie sich gleich aus dem Staube machten, die anderen aber beschlossen, sich mit den Athenern zu verbünden, und forderten sie auf, auch ihre übrige Kriegsmacht von Rhegion kommen zu lassen. Hierauf brachen die Athener, nachdem ein Schiff die Meldung nach Rhegion gebracht, mit der ganzen Flotte von dort
Da erhielten sie die Nachricht auS Kamarina, daß dieses, wenn sie dort hinkämen, wahrscheinlich zu ihnen übergehen würde, und daß die Syrakuser jetzt ihre Schiffe bemannten. Sie segelten also mit ihrer ganzen Flotte an der Küste entlang, zunächst nach Syrakus, und als sie hier nichts von bemannten Schiffen sahen, fuhren sie weiter nach Kamarina, hielten auf den Strand zu und knüpften durch einen Herold Verhand lungen an. Die Kamariner aber nahmen sie nicht auf, sondern erklärten, nach den bestehenden Verträgen hätten sie die Athener aufzunehmen, wenn sie mit einem Schiffe kämen, aber nicht, wenn sie eine große Flotte hinterherschickten. So fuhren sie unverrichteter Sache wieder ab und landeten an der syra kusischen Küste, wo sie sich ans Plündern machten. Als jedoch die syrakusische Reiterei gegen sie vorging und einige ver sprengte Leichtbewaffnete niederhieb, zogen sie wieder ab nach Katana.
Hier trafen sie die Salaminia, die von Athen gekommen war mit dem Auftrage, Alkibiades abzuberufen, um sich wegen der dort gegen ihn erhobenen Beschuldigungen zu verant worten, und mit ihm eine Anzahl seiner Leute, welche auch wegen Verspottung der Mysterien oder wegen Beteiligung an dem Hermenfrevel angegeben worden waren. Die Athener hatten nämlich, auch nachdem die Flotte abgefahren war, doch noch eine Untersuchung eingeleitet und ohne Rücksicht auf die Glaubwürdigkeit der Angeber jeder Verdächtigung Raum ge geben. Auch völlig unbeshcoltene Bürger hatten sie auf das Zeugnis schlechter Menschen hin ohne weiteres festgenommen und inS Gefängnis geworfen in der Meinung, es sei besser, die Sache zu untersuchen und aufzuklären, als wegen der Schlechtigkeit des Angebers einen auch anscheinend noch so rechtschaffenen Mann, den man bezichtigt, ohne Untersuchung laufen zu lassen. Denn das Volk, das immer gehört hatte und wußte, wie drückend die Herrschaft des Peisistratos und seiner Söhne schließlich geworden, und wie diese obendrein
Der Tyrannenmord Harmodios' und AristogeitonS war nämlich durch eine Liebesgeschichte veranlaßt, auf die ich hier ausführlicher eingehen will, um zu zeigen, wie ungenau alles ist, was man auswärts und in Athen selbst über die Tyrannen und jenes Ereignis erzählt.
Nachdem Peisistratos als Tyrann in hohem Alter gestorben war, gelangte nicht Hipparchos, wie man gewöhnlich glaubt, sondern Hippias als ältester Sohn zur Regierung. i Harmodios war damals ein bildschöner, junger Mann und Aristogeiton, ein Bürger aus dem Mittelstande, sein begünstigter Liebhaber. Hipparchos, Peisistratos' Sohn, aber machte ihm auch Anträge, hatte damit jedoch kein Glück, und Harmodios verriet es dem Aristogeiton. Der aber, der das, leidenschaftlich verliebt, wie er war, sehr schmerzlich empfand und fürchtete, der mächtige Hipparchos möchte Gewalt gegen ihn gebrauchen, nahm sich gleich vor, alles dranzusetzen, um die Tyrannen zu stürzen. - Hipparchos, der auch mit erneuten Anträgen bei Harmodios keinen besseren Erfolg gehabt hatte und doch keine Gewalt gegen ihn gebrauchen wollte, legte es nun darauf an, ihm bei Gelegenheit in unauffälliger Weise, als ob es damit nichts zu tun hätte, einen Schimpf zuzufügen. Auch sonst nämlich machte er dem Volke gegenüber von seiner Macht keinen ge hässigen Gebrauch, sondern suchte jeden Anstoß zu vermeiden. Überhaupt gaben sich ja die Peisistratiden als Tyrannen alle Mühe, gut und verständig zu regieren; sie erhoben von den Athenern nur den Zwanzigsten vom Einkommen, führten ihre Kriege, verschönerten die Stadt und ordneten ihre Festfeiern. Auch im übrigen ließen sie es in Athen bei den bestehenden Gesetzen und sorgten nur dafür, daß immer einer von ihnen unter den Archonten war. Einer von diesen, welche das ein jährige Archontenamt in Athen bekleideten, war auch Peisi stratos, der den Namen seines Großvaters führende Sohn des Tyrannen Hippias, welcher als Archon den Altar der zwölf
Daß aber Hippias der älteste war und zur Regierung gelangte, kann ich bestimmt behaupten, da ich darüber genauere Erkundigungen eingezogen habe als andere', wie denn dafür auch Folgendes sprechen dürfte. Offenbar nämlich war er der einzige unter seinen ebenbürtigen Brüdern, der Kinder hatte, wie dies der Altar und die zum Andenken an die Gewalt herrschaft der Tyrannen auf der Burg in Athen errichtete Säule beweist, an welcher weder Kinder des Thessalos noch des Hipparchos genannt werden, wohl aber fünf des Hippias, welche ihm von Myrrhine, der Tochter des Kallias, Hyperechides' Sohn, geboren waren. Wahrscheinlich hat dann doch der älteste zuerst geheiratet. Auch ist er an derselben Säule gleich nach seinem Vater ausgeführt, und auch das doch wahrshcein lich, weil er sein ältester Sohn war und nach ihm zur Regie rung kam. Vermutlich hätte auch Hippias sich in dem Augen blick nicht so leicht als Tyrann behaupten können, wenn Hipparchos, als er ermordet wurde, dies gewesen wäre und er sich erst an dem Tage dazu hätte auswerfen müssen. Eben weil die Bürger seine Macht und die Söldner seine strenge Zucht schon gewohnt waren, behauptete er seine Herrschaft mit voller Sicherheit und nicht wie ein jüngerer Bruder, der sich nicht zu helfen weiß, weil er dabei nicht hergekommen. Da aber Hipparchos durch sein trauriges Ende so berühmt wurde, glaubte man später, er sei damals auch Tyrann gewesen.
Also, um auf Harmodios zurückzukommen, Hippias fügte diesem, weil er ihm nicht zu Willen gewesen war, den ihm zugedachten Schimpf zu. Man wies nämlich seine Schwester, eine Jungfrau, nachdem man sie erst aufgefordert, bei einem
Als das Fest herangekommen und Hippias auf dem so genannten Topfmarkte vor der Stadt inmitten seiner Leibwache eben damit beschäftigt war, den Festzug zu ordnen, schritten Harmodios und Aristogeiton, mit Dolchen bewaffnet, zur Aus führung ihres Planes. Da sie jedoch einen ihrer Mitver schworenen in vertraulichem Gespräch mit Hippias sahen, wie dieser eben für jedermann leicht zugänglich war, wurden sie bange und glaubten, sie seien verraten und würden jeden Augenblick verhaftet werden. An dem Manne aber, der sie beleidigt und um des willen sie das ganze Wagnis unternommen hatten, wollten sie sich womöglich vorher noch rächen, und so eilten sie, wie sie waren, durchs Tor in die Stadt hinein, trafen Hipparchos beim Leokorion, iselen, der eine aus Eifer- sucht, der andere wegen des ihm angetanen Schimpfes, voller Wut hinterrücks über ihn her und stachen ihn nieder. Aristo geiton gelang es zwar, zunächst im Volksgedränge vor der Leibwache zu entkommen, wurde aber später ergriffen und übel zugerichtet. Harmodios aber wurde gleich auf der Stelle niedergemacht.
AlS Hippias auf dem Topfmarkte die Nachricht erhielt, begab er sich nicht etwa an den Ort der Tat, sondern gradeS wegS zu den weiter hinten im Zuge befindlichen bewaffneten
So war es gekränkte Liebe, was den ersten Anlaß zu der Verschwörung gab, und plötzliche Furcht, wodurch Harmodios und Aristogeiton zu dieser unbesonnenen Ausführung ihres Unternehmens bestimmt wurden. Seit der Zeit aber lastete die Herrschaft der Tyrannen schwerer auf den Athenern, und Hippias, der jetzt ängstlicher geworden war, ließ nicht nur viele Bürger umbringen, sondern sah sich zu seiner Sicherheit auch auswärts für alle Fälle nach Verbindungen um. Wenigstens gab er seine Tochter Archedike Aiantides, dem Sohne des Tyrannen Hippokles von Lampsakos, zur Frau, trotzdem er ein Athener und der nur aus Lampsakos war, weil er gehört, daß sie bei König Dareios großen Einfluß hätten. In Lamp sakos befindet sich ihr Grabdenkmal mit folgender Inschrift: „Diese Asche beschließt Archedike, Hippias' Tochter, Welchen Griechenland einst unter die besten gezählt. War sie auch Tochter und Gattin und Schwester und Mutter von Fürsten, Hat das ihr edeles Herz doch nicht zum Hochmut verführt." Noch drei Jahr behauptete sich Hippias in Athen als Tyrann, im vierten aber wurde er von den Lakedämoniern und den aus der Verbannung zurückgekehrten Alkmäoniden vertrieben. Nachdem man ihm freien Abzug gewährt, begab er sich erst nach Sigeion und dann zu Aiantides nach Lampsakos, von dort aber zum König Dareios, von wo er zwanzig Jahr später, schon hochbetagt, den Zug der Perser nach Marathon mit machte.
Weil das athenische Volk hieran dachte und sich alles, was es davon gehört, ins Gedächtnis rief, war es damals so hart und argwöhnisch gegen die, welche wegen Verspottung der Mysterien beschuldigt wurden, und glaubte nicht anders, als daß es sich dabei um eine oligarchische Verschwörung oder um Einführung der Tyrannei gehandelt habe. Infolge der dadurch hervorgerufenen Erbitterung waren schon viele an gesehene Männer ins Gefängnis geworfen, und augenscheinlich ließ diese auch nicht nach, sondern wurde von Tag zu Tag größer, so daß die Verhaftungen kein Ende nahmen. Da ließ sich einer der Gefangenen, der für besonders verdächtig galt, durch einen Mitgefangenen bereden, ein Geständnis abzulegen, mit dem es nun seine Richtigkeit gehabt haben mag oder nicht. Das eine ist so gut möglich wie das andere; denn wer die wirklich Schuldigen gewesen, hat damals und später kein Mensch mit Sicherheit sagen können. Der stellte ihm vor, um sein Leben zu retten und der weiteren Schnüffelei in der Stadt ein Ende zu machen, müsse er, auch wenn er unschuldig sei, gegen Zusicherung von Straflosigkeit die Tat eingestehen. Denn wenn er sich durch sein Geständnis Straflosigkeit sichere, habe er eher Aussicht, mit dem Leben davonzukommen, als wenn er leugne und vor Gericht gestellt werde. Er gab denn auch sich und andere als die Urheber des Hermenfrevels an. Das Volk war über dies Geständnis, dem es vollen Glauben schenkte, hocherfreut, während es bis dahin sehr ungehalten gewesen war, daß man den Treibereien seiner Feinde nicht hatte auf die Spur kommen können. Der Angeber selbst und die übrigen Gefangenen, die er nicht mit angegeben hatte, wurden auch sofort auf freien Fuß gesetzt. Den von ihm Angegebenen aber machte man den Prozeß und ließ die Gefangenen hinrichten, die Entflohenen aber zum Tode verurteilen und einen Preis auf ihren Kopf setzen. Indessen stand es sehr dahin, ob die davon Betroffenen nicht mit Unrecht verurteilt waren; immer hin war es für die übrige Bevölkerung unter den damaligen Umständen eine Wohltat.
Der Hauptschuldige in den Augen der Athener aber war
Die beiden anderen athenischen Feldherren in Sizilien teilten darauf ihre Streitmacht in zwei Teile, wovon jeder einen durchs Los erhielt, und machten sich dann mit der ganzen Flotte nach Egesta und Selinus auf, um sich zu vergewissern, ob die Egester das Geld hergeben würden, und zu sehen, wie es mit Selinus und dessen Streitigkeiten mit Egesta stände. Sie segelten, die dem Tyrrhenischen Meere zugekehrte Seite Siziliens zur Linken, an der Küste entlang nach Himera, der einzigen griechischen Stadt in diesem Teile Siziliens, und da man sie hier nicht aufnahm, fuhren sie weiter. Auf der Fahrt eroberten sie Hykkara, eine an der See gelegene sikanische Stadt, die mit Egesta verfeindet war. Die Einwohner machten sie zu Sklaven und gaben die Stadt den Egestern, die ihnen Reiterei zu Hilfe geschickt hatten. Darauf zogen sie mit dem Landheere durch das Gebiet der Sikeler wieder ab nach Katana, während die Schiffe mit den Sklaven an Bord um die Insel fuhren. Nikias aber begab sich gleich von Hykkara nach Egesta, wo er verschiedene Geschäfte erledigte, auch dreißig Talente erhielt, und fand sich darauf bei dem Heere wieder ein. Die Sklaven verkauften sie, was ihnen hundertzwanzig Talente einbrachte. Auch die zu ihnen haltenden Städte der Sikeler liefen sie an und forderten sie auf, ihnen Truppen zu schicken. Mit dem halben Heere zogen sie vor das geleatische Hybla, das zu den Feinden hielt, konnten es aber nicht nehmen. Damit endete der Sommer.
Gleich im Beginn des folgenden Winters rüsteten sich die Athener zum Angriff auf Syrakus, und die Syrakuser schickten sich auch ihrerseits an, gegen die Athener zu ziehen. Denn da diese sich nicht, wie sie im ersten Schrecken gefürchtet und erwartet hatten, gleich gegen sie gewandt, war ihnen mit jedem Tage der Mut gestiegen. Und nachdem sie gesehen, wie
Unter diesen Umständen dachten die Feldherren der Athener die ganze feindliche Streitmacht möglichst weit aus der Stadt herauszulocken und unterdessen selbst mit der Flotte bei Nacht nach Syrakus zu fahren, um dort ungestört an geeigneter Stelle ein Lager aufzuschlagen, was ihnen offenbar nicht so leicht möglich gewesen wäre, hätten sie ihre Truppen angesichts der feindlichen Streitmacht ausschiffen oder unter den Augen des Feindes zu Lande vorrücken müssen. Denn dann hätte die zahlreiche Reiterei der Syrakuser bei ihrem Mangel an Reiterei ihren Leichtbewaffneten und dem Troß sehr gefährlich werden können; so aber würden sie imstande sein, einen Platz zu wählen, wo sie von der feindlichen Reiterei nicht sonderlich zu leiden hätten. Syrakusische Flüchtlinge, die sich ihnen an geschlossen, aber machten sie auf den Platz beim Olympieion aufmerksam, den sie dann auch wirklich wählten. Zu dem Ende bedienten sie sich nun folgender Kriegslist. Sie schickten nach Syrakus einen Mann aus Katana, auf den sie sich ver lassen konnten, den aber auch die syrakusischen Feldherren für ihre Zwecke brauchen zu können glaubten. Denen erklärte er, er komme im Auftrage von Leuten aus Katana, die ihnen dem Namen nach bekannt waren und von denen sie wußten, daß sie zu ihren dort noch vorhandenen Anhängern gehörten. Und nun sagte er ihnen, die Athener blieben nachtS fern von ihrem Lager in der Stadt, und wenn die Syrakuser an einem be stimmten Tage mit ihrem ganzen Heere in aller Frühe vor
Die syrakusischen Feldherren, tatendurstig wie sie waren, und ohnedies entschlossen, nach Katana zu ziehen, waren un vorsichtig genug, dem Menschen ohne weiteres Glauben zu schenken, setzten sogleich einen Tag fest, wo sie kommen würden, und schickten ihn damit wieder fort, gaben auch ihrerseits Befehl, die gesamte Mannschaft der Syrakuser, bei denen sich auch bereits Selinunter und einige andere Bundesgenossen eingefunden hatten, solle sich marschbereit machen. Als alles fertig war und die Zeit, wo sie dort sein sollten, herankam, traten sie den Marsch nach Katana an und lagerten die Nacht im Freien am Flusse Symaithos im Leontinischen. Sobald die Athener merkten, daß sie im Anzüge waren, brachen sie mit allen ihren Truppen und den zu ihnen gestoßenen Sikelern und sonstigen Verbündeten aus ihrem Lager auf, schifften sie auf den Kriegsschiffen und anderen Fahrzeugen ein und gingen damit nach Syrakus unter Segel, wo sie bei Tagesanbruch landeten, um dort in der Nähe des Olympieion ein Lager zu schlagen. Als die zuerst bei Katana angelangte syrakusische Reiterei gewahr wurde, daß das ganze Heer aufgebrochen war, kehrte sie um und meldete das dem Fußvolke, und nun machte das Ganze kehrt und zog wieder nach der Stadt.