History of the Peloponnesian War
Thucydides
Thucydides. Geschichte des Peloponnesischen Kriegs. Braun, Theodor, translator. Leipzig: Insel-Verlag, 1917.
Um diese Zeit begannen die Athener den Bau der langen Mauern bis an die See, sowohl der nach Phaleros als der nach dem Peiraieus. Die Phokier sielen nach Doris ein, die
Als es dann bei Tanagra zur Schlacht kam, siegten die Lakedämonier und ihre Bundesgenossen; aber beide Teile hatten große Verluste. Hierauf zogen die Lakedämonier nach Megara .ab, wo sie die Felder verwüsteten, und von da über die Gera neia und die Landenge wieder nach Hause. Zweiundsechzig Tage nach der Schlacht sielen die Athener unter Myronides
In Ägypten aber hielten die Athener und ihre Verbün deten immer noch aus und kämpften dort mit wechselndem Kriegsglück. Anfangs war ihnen das ganze Land in die Hände gefallen. Darauf schickte der König den Perser Megabazos mit einem Sack voll Geld nach Lakedämon, um die Peloponnesier zu einem Einfall nach Attika zu vermögen und die Athener dadurch zum Abzüge aus Ägypten zu nötigen. Da es Mega bazos damit jedoch nicht glückte und er sein Geld umsonst ausgab, reiste er mit dem Reste wieder ab nach Affen. Hierauf schickte der König den Perser Megabyzos, Zopyros' Sohn, mit einem großen Heere nach Ägypten. Der kam zu Lande, schlug die Ägypter und ihre Bundesgenossen, vertrieb die Griechen aus Memphis und schloß sie endlich auf der Insel Prosopitis ein. Hier belagerte er sie anderthalb Jahre, bis es ihm endlich gelang, den Kanal durch Ableitung des Wassers trocken zu legen, die Schiffe auf den Sand zu setzen und die Insel größten teils landfest zu machen, worauf er dann mit seinem Heere hinüberging und sie eroberte.
So nahm es hier nach sechs Kriegsjahren mit den Griechen ein klägliches Ende. Von dem ganzen Heere retteten sich nur einige wenige durch Libyen nach Kyrene, während die meisten elend umkamen. Damit geriet ganz Ägypten bis auf das Ge biet des Königs Amyrtaios in den sumpfigen Deltaniederungen wieder unter persische Herrschaft. Dem aber konnte man in
Orestes, der aus Thessalien vertriebene Sohn des thessa lischen Fürsten Echekratides, bewog die Athener, ihn zurück zuführen, und diese zogen in Gemeinschaft mit den damals mit ihnen verbündeten Böotiern und Phokiern gegen Pharsalos in Thessalien zu Felde. Sie brachten das platte Land in ihre Gewalt, soweit sie sich dabei nicht allzuweit von ihrem Lager zu entfernen brauchten, da sie beständig von thessalischer Reiterei umschwärmt wurden, konnten aber die Stadt nicht nehmen. Überhaupt kamen sie mit ihrem Feldzuge nicht zum Zweck und mußten unverrichteter Sache mit Orestes wieder abziehen. Nicht lange nahcher gingen tausend Athener aus dem damals in ihrem Besitz befindlichen Pegai in See und fuhren unter Perikles, dem Sohne des Xanthippos, nach Sikyon, wo sie landeten und die Sikyoner, die sich ihnen entgegentsellten, be isegten. Gleich darauf fuhren sie, durch Achäer verstärkt, nach Oiniadai in Akarnanien hinüber, rückten vor die Stadt und belagerten sie. Indessen gelang es ihnen nicht, sie zu nehmen, und so kehrten sie wieder nach Hause zurück.
Drei Jahre nachher wurde zwischen den Peloponnesiern und den Athenern ein Waffenstillstand auf fünf Jahre ge schlossen. Infolgedessen gaben die Athener den Krieg in Griechen land auf und unternahmen nun mit zweihundert Schiffen, teils eigenen, teils solchen ihrer Bundesgenossen, unter Kimon einen Zug nach Cypern. Fünfzig davon wurden jedoch auf
Da sich inzwischen Scharen böotischer Flüchtlinge in Orchomenos, Chäronäa und anderen böotischen Orten festgesetzt hatten, unternahmen die Athener nach einiger Zeit mit tausend Hopliten und den Kontingenten ihrer Bundesgenossen unter Tolmides, Tolmaios' Sohn, einen Feldzug gegen diese nun mehr in Feindeshand befindlichen Orte. Nachdem sie Chäronäa erobert und eine Besatzung hineingelegt hatten, zogen sie wieder ab. Auf dem Rückwege aber wurden sie von den böotischen Flüchtlingen aus Orchomenos, denen sich Lokrer, euböische Flüchtlinge und andere Gesinnungsgenossen angeschlossen hatten, bei Koronaia angegriffen und in offener Schlacht besiegt und dabei gutenteils niedergemacht oder gefangengenommen. In folgedessen räumten die Athener ganz Böotien, nachdem sie sich die Herausgabe der Gefangenen ausbedungen hatten. Die böotischen Flüchtlinge aber und die übrigen kehrten in ihre Heimat zurück, und alle wurden wieder unabhängig.
Nicht lange nachher fiel Euboia von den Athenern ab. Schon war Perikles mit einem athenischen Heere nach Euboia hinübergegangen, als er die Nachricht erhielt, daß Megara ab gefallen wäre und die Peloponnesier einen Einfall nach Attika beabsichtigten, auch die athenische Besatzung, soweit sie nicht nach Nisaia entkommen, von den Megarern niedergemacht worden sei. Die Megarer hatten sich nämlich mit Korinth,
Nicht lange nach ihrem Abzüge aus Euboia schlossen sie mit den Lakedämoniern und ihren Bundesgenossen einen dreißig- jährigen Frieden, wobei sie die in ihren Händen befindlichen peloponnesischen Plätze, Nisaia, Pegai, Troizen und Achaia, wieder Herausgaben. Sechs Jahre nahcher kam es zwischen Samos und Milet Prienes wegen zum Kriege. Als die Mileter darin den kürzeren zogen, wandten sie sich nach Athen und beklagten sich dort über die bösen Samier. Doch auch in Samos selbst hielten es einzelne, welche eine Verfassungs änderung erstrebten, mit Milet. Die Athener fuhren also mit vierzig Schiffen nach Samos, setzten dort eine demokratische Regierung ein und ließen sich von den Samiern Geiseln geben, fünfzig Knaben und eine gleiche Anzahl Männer, die sie nach Lemnos brachten. Auf Samos aber ließen sie eine Besatzung zurück und fuhren dann wieder ab. Indessen hatten einige Samier die Ankunft der Athener nicht abgewartet, sondern sich nach dem Festlande davongemacht und in Sardes mit ver schiedenen einflußreichen Persönlichkeiten und dem damaligen Statthalter Pissuthnes, Hystaspes' Sohn, einen Handstreich gegen Samos verabredet. Sie brachten auch siebenhundert Mann zusammen, setzten damit bei Nacht nach der Insel über und suchten sich zunächst der Häupter der demokratischen Re gierung zu bemächtigen, die ihnen auch größtenteils in die Hände fielen. Nachdem sie ihre Geiseln heimlich aus Lemnos entführt hatten, erklärten sie sich für unabhängig und lieferten
Als die Athener davon hörten, fuhren sie mit sechzig Schiffen nach Samos, von denen freilich sechzehn abgingen, weil sie teils nach Karien zur Beobachtung der phönizischen Flotte entsandt wurden, teils nach Chios und Lesbos, um dort die Bundesgenossen aufzubieten. Mit den übrigen vierund vierzig, welche Perikles selbzehnter befehligte, kam es bei der Insel Tragia zur Schlacht gegen siebzig samische Schiffe, unter denen sich zwanzig Transportschiffe befanden - da die ganze Flotte grade von Milet kam -, in welcher die Athener siegten. Nachdem sie dann noch durch vierzig Schiffe aus Athen und fünfundzwanzig aus Chios und Lesbos verstärkt worden waren, landeten sie auf Samos, erfochten auch zu Lande einen Sieg und schlossen die Stadt durch drei Mauern und zugleich von der See mit der Flotte ein. Perikles aber war auf die Meldung, daß eine phönizische Flotte im Anzüge sei, unver züglich mit sechzig Schiffen des Blokadegeschwaders nach Kauuos und den karischen Gewässern aufgebrochen. Gleich zeitig aber hatten sich auch Stesagoras und einige andere mit fünf Schiffen heimlich aus Samos aufgemacht, um der phö nizischen Flotte entgegenzufahren.
Unterdessen machten die Samier mit ihrer Flotte plötz lich einen Ausfall; sie übersielen das ungeschützte Schiffslager, bohrten die Wachtschiffe in den Grund und schlugen die gegen sie vorgeführten Schiffe in die Flucht. Dadurch wurden sie auf etwa vierzehn Tage Herren ihrer heimischen Gewässer und konnten ein- und ausführen, was sie wollten. Als aber Perikles zurückkam, wurden sie durch die Flotte von neuem eingeschlossen. Auch erhielten die Athener später noch weitere Verstärkungen, aus Athen vierzig Schiffe unter Thukydides, Hagnon und Phormion und zwanzig unter Tlepolemos und Antikles und außerdem aus Chios und Lesbos noch dreißig. Die Samier ließen sich zwar nochmal auf ein kleines See
Schon wenige Jahre nachher kam eS zu den vorhin er- wähnten Ereignissen von Kerkyra und Potidäa und dem, was sonst Veranlassung zu diesem Kriege wurde. Alle diese Kämpfe der Griechen unter sich und gegen die Perser fallen in die etwa fünfzig Jahre vom Rückzüge des Xerxes bis zum Beginn dieses Krieges. Im Laufe dieser Jahre hatte Athen nicht nur seine, äußere Herrschaft befestigt, sondern sich auch im Innern mächtig entwickelt. Den Lakedämoniern war das nicht ent gangen ; sie hatten aber den Athenern niemals oder doch höchstens nur vorübergehend etwas in den Weg gelegt, sondern sich .dabei beruhigt, einmal weil sie sich ohne Not überhaupt nicht leicht auf einen Krieg einließen, dann aber auch, weil sie durch Kriege im eigenen Lande in Anspruch genommen waren. Als dann aber das gewaltige Athen offen gegen sie in die Schranken trat und seine Hand selbst nach ihren Bundesgenossen ausstreckte, wurde es ihnen schließlich zu viel, und sie beschlossen, nunmehr Ernst zu machen und den mächtigen Gegner womöglich mit Waffengewalt zu demütigen. Sie selbst hatten sich zwar schon dahin entschieden, daß der Friede gebrochen und Athen der Schuldige sei, schickten dann aber doch noch Gesandte nach Delphi, um den Gott zu befragen, ob es rätlich für sie sei, den Krieg anzufangen, und wie es heißt, gab der ihnen zur Antwort, wenn sie ihn nachdrücklich führten, würden sie siegen, er selbst aber, gerufen oder ungerufen, auf ihrer Seite sein.
Nun entboten sie ihre Bundesgenossen abermals zu sich, um sie darüber abstimmen zu lassen, ob der Krieg erklärt werden solle. Nachdem die Bundesgesandten eingetroffen, fand eine Versammlung statt, in der jeder seine Meinung sagte und die meisten sich in Klagen über die Athener ergingen und für
„Jetzt, geehrte Bundesgenossen, können wir die Lake dämonier wenigstens nicht mehr der Unlust zum Kriege zeihen, da sie ihn selbst beschlossen und auch unS zu dem Zweck hierher entboten haben. Es gehört sich auch für die Vormacht des Bundes, nicht nur ihre eigenen Interessen, sondern grade auch die der Gesamtheit wahrzunehmen, wie sie ja auch in anderen Dingen ihre Ehrenvorzüge genießt. Uns alle, die wir mit den Athenern schon zu tun gehabt haben, braucht man nicht erst zu belehren, wie man sich vor ihnen in. acht nehmen muß; alle die aber, welche weitab von der See im Binnenlande wohnen, mögen bedenken, daß ihnen die Ausfuhr ihrer Erzeugnisse und die auch dem Oberlande unentbehrliche Einfuhr von der See erheblich erschwert werden wird, wenn, sie den Seestädten jetzt nicht beistehen. Nichts wäre verkehrter, als zu glauben, die Sache ginge sie nichts an. Sie dürfen nicht daran zweifeln, daß auch sie über kurz oder lang an die Reihe kommen, wenn sie die Seestädte im Stich lassen, und daß eS sich hier auch jetzt schon um ihre Angelegenheiten han delt. Also, nichts mehr von Frieden, sondern mutig alle in den Krieg! Gewiß tut jeder wohl, Frieden zu halten, so lange man ihn in Ruhe läßt; aber nur der Feige will Frieden um jeden Preis und schreckt vor dem Kriege auch dann noch zurück, wenn man in seine Rechte eingreift. Auch der Tapfere bietet die Hand zum Frieden, wenn ihm sein Recht wird, er überhebt sich auch in einem glücklichen Kriege nicht, läßt sich aber um des lieben Friedens willen kein Unrecht gefallen. Denn wer den Krieg meidet, um nicht in seiner Ruhe gestört zu werden, wird sich der Ruhe, die er sich davon verspricht, nicht lange erfreuen; und wer in einem glücklichen Kriege zu hoch hinaus will, bedenkt nicht, wie leicht er sich dabei ver rechnen kann. Zwar ist mitunter wohl auch mal ein schlechter
„Jetzt fangen wir Krieg an, weit man uns gekränkt und gerechten Anlaß dazu gegeben hat; haben wir uns der Athener erst erwehrt, so werden wir zur rechten Zeit schon wieder Frieden machen. Allen Umständen nach werden wir siegen; wir verstehen den Krieg besser als sie, sind ihnen an Zahl überlegen und alle ohne Unterschied bereit, den aus gegebenen Befehlen willig zu gehorchen. Eine Flotte, worin sie uns überlegen sind, werden wir uns schon beschaffen, teils aus Mitteln der einzelnen Bundesstaaten, teils mit Hilfe der Tempelschätze von Delphi und Olympia; und wenn wir eine Anleihe aufnehmen, werden wir ihnen ihr geworbenes Schiffs volk durch höhere Löhnung abwendig machen können. Denn bei den Athenern dienen mehr geworbene Fremde als Landes kinder. Wir sind in dieser Hinsicht besser gestellt als sie; denn unsere Macht beruht mehr auf unserem Menschenmaterial als auf Geld. Wahrscheinlich werden sie sich schon nach Verlust der ersten Seeschlacht geben; sollten sie dennoch länger aushalten, so werden wir uns mit der Zeit im Seedienst immer mehr vervollkommnen und, sind wir darin erst so geschickt wie sie, ihnen durch unseren Mut überlegen sein. Denn der Mut ist uns angeboren und lernt sich nicht, ihren Vorsprung an Ge- schicklichkeit aber können wir ihnen durch fleißige Übung ab gewinnen. Das nötige Geld werden wir schon aufbringen. Weigern sich doch ihre Bundesgenossen nicht, ihre Steuern zu zahlen, obwohl sie nur dazu dienen, sie vollends zu knechten. Da wäre es doch eine Schande wert, wollten wir nicht den Beutel ziehen, um uns unserer Haut zu wehren und unsere Feinde zu züchtigen, statt uns unser Geld von den Athenern nehmen und uns mit dessen Hilfe von ihnen an die Wand drücken zu lassen.
„ES bieten sich uns aber auch noch andere Wege, den Krieg zu führen. Wir können ihnen ihre Bundesgenossen ab s wendig machen und sie dadurch ihrer Einkünfte, der Haupt stütze ihrer Macht, berauben, können Trutzwerke gegen ihr Land anlegen und manches andere, was sich im einzelnen im voraus nicht übersehen läßt. Denn ein Krieg verläuft nicht nach einem ihm vorgeshcriebenen Schema, sondern hat seinen eigenen Kopf und gestaltet sich, wie es die Umstände mit sich bringen, und wer die kaltblütig zu benutzen weiß, geht sicher, so gewiß man stolpert, wenn man unbesonnen und hastig zuführt. Ja, wenn es sich für uns um einen bloßen Grenzkrieg dieses oder jenes Bundesstaats mit einem gleich mächtigen Gegner han delte, so wäre das zu tragen; die Athener aber sind uns allen zusammen gewachsen, jedenfalls weit mächtiger als jeder ein zelne von uns. Wenn wir also nicht allesamt, Volk für Volk und Stadt für Stadt, einmütig den Kampf gegen sie auf nehmen, so werden sie uns einzeln ohne sonderliche Mühe über wältigen. Eine Niederlage aber, darüber dürfen wir uns nicht täuschen, würde für uns, so schrecklich es klingt, denn doch nichts anderes als Knechtschaft zur unmittelbaren Folge haben. Von einer solchen Möglichkeit aber auch nur zu reden, wäre eine Schmach für den Peloponnes, eine Schmach, es auch «ur für möglich zu halten, daß so viel Städte sich von einer Stadt mißhandeln lassen sollten. Man müßte dann glauben, daß wir es eben nicht besser verdient hätten, oder daß wir zu feige wären, uns zu wehren. Mit Fingern würde man auf uns weisen als die schwächlichen Söhne unserer Väter. Die haben Griechenland befreit, und wir sind nicht Manns genug, auch nur mal unsere eigene Freiheit zu behaupten, und während wir die Tyrannis in den einzelnen Städten grundsätzlich nicht dulden, lassen wir die eine Stadt sich in Griechenland zum Herrn aufwerfen. Leider sind dabei drei schwere Fehler mit im Spiel gewesen: Unverstand, Schwäche und Gleichgültigkeit. Denn dadurch seid ihr in jenen verderblichen Hochmut, mit anderen Worten grade jenen Kleinmut verfallen, an dem schon so mancher zugrunde gegangen ist.
„Doch wozu noch länger über alte Sünden miteinander ins Gericht gehen, soweit das augenblicklich keinen Zweck mehr hat? Jetzt gilt es, keine Anstrengung zu scheuen, wenn wieder bessere Zeiten kommen sollen. Von alters her heißt er ja bei euch, daß Mühe die Mutter der Tugend sei. Dabei laßt eS auch ferner bleiben, auch wenn ihr jetzt etwas reicher seid und euch schon mehr erlauben könnt als eure Väter. Es wäre ein Jammer, solltet ihr das, was in Armut erworben wurde, jetzt im Reichtum verlieren. Nein, geht nur mit vollem Vertrauen in den Krieg, wozu ihr in verschiedener Hinsicht alle Ursache habt. Ihr habt das Orakel des Gottes; hat er euch doch selbst seinen Beistand versprochen. Ganz Griechen land wird teils aus Furcht, teils seines Vorteils willen eurer Fahne folgen. Ihr werdet damit auch nicht die ersten sein, die den Frieden brechen; auch der Gott sieht ihn ja bereits als gebrochen an, indem er euch zum Kriege auffordert; - im Gegenteil, ihr tretet für den Frieden ein, nachdem er von anderer Seite gebrochen ist. Denn nicht, wer sich wehrt, sondern wer zuerst angreift, ist der Friedensbrecher.
„Habt ihr somit in jeder Beziehung die besten Aussichten für den Krieg, fordern wir alle euch einmütig dazu auf, und ist Gemeinsamkeit der Interessen denn doch die beste Bürg schaft wie unter einzelnen so in der Politik, so dürft ihr nicht länger säumen, Potidäa zu Hilfe zu kommen und für die Frei heit auch der übrigen Staaten einzutreten. Die Potidäer sind doch Dorier und werden jetzt von Ioniern belagert, während es früher immer umgekehrt war. Unmöglich können wir länger mit ansehen, wie eine Stadt nach der anderen vergewaltigt wird; denn wie heute diese, so kommt morgen jene an die Reihe, sobald bekannt wird, daß wir hier zusammengekommen sind, aber nicht den Mut gefunden haben, den Degen zu ziehen. Darum, teure Bundesgenossen, glaubt uns, es ist die höchste Zeit, und wir reden zu eurem Besten. Stimmt also für den Krieg und laßt euch durch die damit verbundenen Beshcwerden nicht abschrecken. Denn erst durch den Krieg gelangt man zu einem dauerhaften Frieden, und es bringt größere Gefahr,
Nachdem sie alle angehört, ließen die Lakedämonier die Bundesgenossen, so viel ihrer da waren, ohne Unterschied zwischen größeren und kleineren Staaten, der Reihe nach ab stimmen, und die große Mehrheit stimmte für den Krieg. So gleich ausführbar freilich war der Beschluß denn doch nicht, weil man auf einen Feldzug nicht genügend vorbereitet war. Indes wurde beschlossen, jeder Staat solle die nötigen Vor bereitungen treffen und sich damit möglichst beeilen. Dennohc verging darüber längere Zeit, wenn auch nicht ganz ein Jahr, bis es zum Einfall nach Attika und damit zum offenen Aus bruch des Krieges kam.
In der Zwischenzeit schickten die Lakedämonier wieder holt Gesandte nach Athen, um dort allerlei Beschwerden zu erheben, damit sie, wenn sie erfolglos blieben, um so besseren Vorwand zum Kriege hätten. Das erstemal ließen sie die Athener aufforden, den Frevel gegen die Göttin zu sühnen. Mit diesem Frevel aber hing es so zusammen.
Vorzeiten lebte in Athen ein gewisser Kylon, ein angesehener Mann aus vornehmem Hause, der in Olympia gesiegt und eine Tochter des Tyrannen Theagenes in Megara zur Frau hatte. Dieser Kylon erhielt auf eine Anfrage beim delphischen Orakel vom Gotte die Antwort, er solle sich am größten Feste des Zeus der Burg von Athen bemächtigen. Mit Hilfe einer Hand voll Bewaffneter, die ihm Theagenes geschickt, und im Verein mit seinen Anhängern bemächtigte er sich denn auch in der Absicht, sich zum Tyrannen zu machen, der Burg zu der Zeit, wo im Peloponnes die olympischen Spiele gehalten wurden.