History of the Peloponnesian War
Thucydides
Thucydides. Vier Staatsreden aus Thucydides. Gürsching, Heinrich, translator. Augsburg: Wirth, 1856.
So gross ist unsere Stadt, dass jedes Land sein Bestes uns sendet, und wir in gleicher Fülle an den Gütern der Fremde wie an den Gaben des heimathlichen Bodens uns erfreuen dürfen.
Aber auch die Kriegsverfassung Athens besitzt ihre Vorzüge vor der unserer Feinde. In unserer Stadt hat jedermann Zutritt, und keine Fremdenausweisung verwehrt ihm, alles zu schauen und kennen zu lernen, wenn auch ein Feind hingehen und diese Liberalität sich zu nutze machen könnte; im stolzen Gefühle unseres kriegerischen Muthes verschmähen wir alle solche schwächlichen Vorkehrungen. Und wenn bei jenen die Erziehung darauf ausgeht, durch mühselige Abrichtung von früher Jugend auf Männer zu bilden, können wir, ohne uns solchen Zwang anzuthun, es trotz ihnen mit den schwersten Kämpfen aufnehmen.
Ich berufe mich auf Thatsachen. Sparta selbst schickt uns nicht seine Contingente, sondern nur das vereinigte Bundesheer ins Land[*]() , und bei unsern eigenen Feldzügen kostet es uns in der Regel wenig Mühe, im Feindesland einen Gegner, der für Haus und Herd kämpft, aus dem Felde zu schlagen.
Noch hat kein Feind es mit unserer
gesamten Macht zu thun gehabt, die gleichzeitig durch den Flottendienst und zu Land durch Verschickung der Bürgertruppen an alle bedrohten Punkte in Anspruch genommen ist, und es ist nur Prahlerei, wenn uns jedes unbedeutende Gefecht, worin etliche der Unsern unterlagen, als allgemeine Niederlage, und haben wir gesiegt, als volle Machtentfaltung angerechnet wird.